Nach der Stadtrundfahrt in Luang Prabang hieß es Abschied nehmen von Laos - das unzerstörbare Flair der alten Stadt am roten Fluss, Hanoi und Vietnam wartete darauf entdeckt zu werden.

 

In Hanoi tauscht man besser die Kamera mit einem Kasetten-Rekorder. Die Hauptattraktion in dieser Stadt ist der chaotische Verkehr. Schon nach einem Tag darf man versuchen ohne Führer die Straße zu überqueren - eines der letzten Abenteuer der Neuzeit! Zig-Tausend Mopeds bewegen sich für europäische Augen ohne erkennbare Regeln durch die engen Gassen. Einzig und allein die Hupen funktionieren so wie bei den Fledermäusen die Ultraschall-Verständigung. Ununterbrochen wird gehupt, damit die anderen Verkehrsteilnehmer wissen , dass irgendwo hinter ihnen noch zig Leute fahren. Nach einer halben Stunde glaubt man es nicht mehr ohne Ohropax aushalten zu können und der Lärm schlägt einem aufs Gemüt.

Xin cháo, Onkel Ho! Das Mausoleum von Ho Chi Minh ist Pilgerziel wie anderswo die Buddha-Statuen. Auf dem riesigen Platz findet man hunderte von Touristen aus aller Herren Länder und natürlich auch Urlauber aus ganz Vietnam. Mein Mann mit seinen leuchtend blauen Augen und den dunkelblonden Haaren wurde sogar als Fotomodell engagiert, denn wo sieht die nordvietnamesische Landbevölkerung schon einen großen Europäer, mit dem man auf dem Foto eine gute Figur abgibt?

Auch Konfuzius findet seine Verehrung - schon früher wurde der Staatsapparat geistig-moralisch gedrillt: das Beamte-Examen fand im Literaturtempel statt, doch nur wenige schafften den langen Marsch durch das Wissen des Überdenkers Konfuzius und wurden auf den Stelen verewigt.

Samstag Abend in Hanoi - was tun? Ganz einfach: Nach einem Bummel über den Markt in der Innenstadt und einem Drink auf der Terrasse eines Restaurants besucht man das berühmte Wasserpuppentheater, wo die Puppen zu volkstümlicher Musik auf dem Wasser tanzen. Das muss man gesehen haben.

Das Stadtbild von Hanoi ist von französischen Kolonialbauten geprägt. Die Häuser sind dreistöckig, um die drei Meter breit und dafür aber zig Meter lang. Das liegt daran, dass in der Kolonialzeit die Steuern nach der Breite der Häuser zur Straße erhoben wurden. Länge und Höhe waren gegenstandlos. Einige Häuser sind mittlerweile renoviert, aber bei vielen blättert die Farbe ab und die Häuser verfallen, weil kein Geld da ist, um die notwendigen Arbeiten auszuführen. In der Innenstadt sind die Geschäfte übrigens nach Branchen angeordnet:. Es gibt die Farbenstraße, die Sanitärstraße, die Schuhstraße etc. - diese Strukturen wurden nicht vorgegeben sondern sind historisch gewachsen.

Nach der Enge der Stadt mit ihrem ohrenbetäubenden Lärmpegel war der Highway zur Küste genau das Richtige. Das Ausspannen in der zurecht zum Weltkulturerbe ernannten Halong-Bucht mit ihren 3.000 bizarren Inseln stand im Mittelpunkt. Man schippert über kristallklares Wasser, immer in der Nähe von Inseln mit geheimen Grotten und Höhlen, die früher als Piratenverstecke gedient haben. Die Strandpromenade an der Halong-Bucht ist sehr schön und man kann in den Restaurants super tafeln. Auch für Souvenirs ist gesorgt und man kann auf dem Markt jede Menge Kunsthandwerk erstehen.

Auf der Hin- und Rückfahrt wird man mit Reisfeldern so weit das Auge reicht konfrontiert. Hier sieht man auch an Sonntagen die Bauern mit ihren spitzen Kegelhüten in den Reisfeldern arbeiten. Auch Wasserbüffel zum Umpflügen der Felder sind häufig zu sehen - etwas merkwürdig sieht es aus, dass mitten in den Feldern Grabsteine aus dem Boden schauen, um die herum gepflanzt wurde.

Der nächste Flug brachte uns nach Zentralvietnam, genauer gesagt nach Da Nang. Von dort aus ging es über den Wolkenpass nach Hué, der Kaiserstadt des alten Vietnam. Der Wolkenpass ist die Wetterscheide zwischen Tropen und Subtropen. Außerdem war er schon immer militärisch außerordentlich wichtig - allein am höchsten und damit strategisch wichtigsten Punkt des Wolkenpasses findet man Bunker aus der Kaiserzeit, aus der französischen Kolonialzeit und amerikanische aus der Zeit des Vietnamkrieges.

Auf der anderen Seite des Wolkenpasses Richtung Hué findet man wunderschöne kilometer-lange Sandstrände, die touristisch kaum erschlossen sind.

Hué selbst ist eine sehr schöne Stadt mit einigen sehenswerten Kulturschätzen. Besonders beeindruckend ist die Zitadelle, die verbotene purpurne Stadt, die lange Zeit als Residenz für die Kaiser-Familie diente. Die verbotene Stadt wurde größtenteils im Vietnamkrieg zerstört weil sich nord-vietnamesische Einheiten über lange Zeit dort verschanzt hatten und die Zitadelle daher zerbombt wurde. Es ist sehr schade, dass solche Kulturschätze dem Erdboden gleich gemacht wurden. Mit Geldern der UNESCO werden zur Zeit einige Gebäude renoviert. Vor der Stadt liegen die letzten Ruhestätten der Kaiser Tu Duc und Khai Dinh - die sehenswerten Anlagen sind sehr gut erhalten und geben ein gutes Bild von der damals hochentwickelten Kultur ab. Nur das Grabmahl des sog. Marionettenkaisers stiehlt den Grabanlagen die Show - man sieht deutlich den französischen Einfluss, ist aber überwältigt von der Schönheit der Anlage.

Mit dem Drachenboot ging die Fahrt über den Perfum River zur Thien-Mu-Pagode - jede der sieben Etagen steht für ein Leben des Buddhas. Von dort hat man einen hervorragenden Ausblick auf den sich windenden Fluss der Wohlgerüche. Auf dem Fluss sieht man immer wieder Leute mit Booten, die mit verdammt harter Knochenarbeit Kies und Sand vom Flussbett herausziehen, um sie als Baustoffe an Händler zu verkaufen -ein wirklich hartes Leben.

Zurück über den Wolkenpass nach Da Nang. Im Cham-Museum findet man jede Menge Relikte aus dieser frühen Kultur. Auf der Fahrt nach der heiligen Stadt My Son, einst Zentrum der hinduistischen Cham-Kultur, gab es einen Zwischenstop in den Marble Mountains. Hier schießen die Marmorwerkstätten wie Pilze aus dem Boden - Jahr für Jahr wird der weiße Marmor abgetragen und zu sensationellen Kunstwerken verarbeitet. Bei der Besteigung des Marmor-Berges findet man buddhistische Höhlentempel, die wirklich beeindruckend sind.

Hoi An - in den Gassen von Hoi An gibt es jede Menge Souvenirs und man bekommt in den Werkstätten erklärt wie Lampions hergestellt werden, Seide produziert wird, Stickereien entstehen und, und, und. Eine besondere Attraktion in Hoi An ist auch die japanische Brücke und natürlich der Fischmarkt, den man früh morgens besuchen sollte. Hoi An verfügt außerdem über einen tollen weißen Sand-Strand und das Ausspannen am Hotel-eigenen Strand war Wellness pur. Hier blieb kein Wunsch unerfüllt und das Hotel hatte sogar als Maskottchen einen ausgewachsenen Elefanten - man kann Vietnam wirklich guten Gewissens für einen Badeurlaub empfehlen!

Nach so viel Entspannung musste Action folgen: Ein Ausflug nach My Son stand auf dem Programm. Vermooste Tempel für Shiva, Lianen und Farne im Dschungel waren die Überreste der einst so mächtigen Cham-Kultur. Da My Son von Bergen umringt und in einem natürlichen Kessel liegt, wurde der Ort im Vietnam-Krieg für militärische Zwecke verwendet und der Großteil der Ruinen fiel Bomben zum Opfer.

Nächster Step unserer Reise war Saigon - Multikulti-Metropole des Südens oder besser gesagt Ho-Chi-Minh-Stadt. Auf der Stadtrundfahrt sieht man neben neuen Glitzerfassaden jede Menge Relikte aus der französischen Kolonialzeit, z. B. die Kathedrale Notre Dame oder die Post. Im Chinesenviertel ist die Medizinstrasse besonders interessant - man sieht hier die außergewöhnlichsten Dinge, die der Gesundheit zuträglich sind. In der Nähe ist natürlich auch wieder ein Markt - da es in Vietnam sehr heiß ist und die Kühlmöglichkeiten beschränkt sind, werden Hühner und Gänse natürlich lebend angeboten. Als Transportmittel dient wie überall das Moped. Man dreht die Gänse um, macht eine Schlinge um die Beine und hängt je 10 davon kopfüber an die Lenker - die beschweren sich ganz schön, wenn der Fahrer sich in die Kurven legt...

Generell ist es interessant, was alles auf einem Moped transportiert werden kann, sechs Meter lange Metallstangen, riesige Fensterscheiben und eine ganze Familie - vorne steht das Kleinkind, danach kommt der Papa und lenkt, dann die Mama mit dem Baby vor sich und wenn's ganz hart kommt die Oma mit einem riesigen Korb am Schluss - das alleine ist eine Reise nach Vietnam wert...

Neben dem ehemaligen Palast des südvietnamesischen Präsidenten mit seinen Bunkern ist das Kriegsverbrecher-Museum ein Muss. In sechs riesigen Hallen werden Bilder vom Vietnamkrieg und von Agent-Orange-Opfern ausgestellt. Nach den ersten beiden Hallen geht es ins Eingemachte und man hat die ganze Zeit einen Riesen-Klos im Hals, den man auch nicht so schnell wieder los wird.

Von Saigon ging's mit 40 km/h nach Cai Bé - hier beginnt eine wirklich tolle Bootsfahrt durch die aufregende Natur der Flussarme. Auf dem schwimmenden Markt geht es lebendig zu - zig Boote mit einem enormen Warenangebot laden zum Einkaufen ein. Es herrscht ein reges Treiben auf den Booten, die außer als Verkaufsraum auch als Wohnung dienen. Kein Wunder, dass jedes Boot mit einer Fernseh-Antenne ausgestattet ist - denn für TV ist Platz in der kleinsten Hütte oder in diesem Fall Boot.